Warum gehen alte Menschen „anders“?
Oft erkennen wir Alter bereits am Gang, oder? Ich bin sicher, die meisten wissen sofort, was gemeint ist. Kleine zappelnde Schritte, schlurfend, als wenn man mit der Sohle nicht vom Boden weg kommt. Und mit Jugendlichkeit verbindet man ein festes Auftreten, größere Schritte, Selbstbewusstsein. Und das würden wir uns alle gern erhalten wollen, oder?
Veränderungen des Gangbildes stehen in engem Zusammenhang mit dem Rückgang der Balancefähigkeit und des Gleichgewichtes. Gehen und Stehen sind zwar Vorgänge, die automatisiert ablaufen, die aber erhebliche Anforderungen an unsere neuromotorischen Abläufe stellen, also an die gut gewartete Verbindung zwischen Nerv und Muskel.
Der aufrechte Mensch hat schon beim Stehen eine sehr geringe, labile Unterstützungsfläche, die sich beim Gehen noch zusätzlich verringert.
Die Veränderungen, die im Gangzyklus alter Menschen auftreten, sind vor allem eine abnehmende Schrittlänge, Ganggeschwindigkeit und Schritthöhe, wobei es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt.
Männer neigen zu einer breiten Unterstützungsfläche und einem schlurfenden Gang (kommen sehr breitbeinig daher, heben aber nicht die Füße), Frauen dagegen wählen eine kleine oder eng gestellte Unterstützungsfläche, oft Trippelschritte oder sie neigen das Becken bei jedem Schritt wie im Watschelgang.
Im Einzelnen lässt sich beobachten:
verkürzte Schrittlänge
verringerte Geschwindigkeit
längere Doppelstandphase
verringerte Kraft des Abstoßens
verringertes Abrollen des Fußes
verringerte Gelenksbeweglichkeit, vor allem in Knie und Sprunggelenk vorgebeugte Rumpfhaltung
verringertes Mitschwingen der Arme
Um im Alter erfolgreich agieren zu können, ist eine Ganggeschwindigkeit von 1,2m/Sek erforderlich. Diese Geschwindigkeit wird bei Ampelphasen benötigt oder um rechtzeitig eine Toilette aufsuchen zu können. Das Sturzrisiko steigt erheblich bei einer Ganggeschwindigkeit unter 0,7m/Sek.
Und mit diesem Wissen sollten wir es schon in jüngeren Jahren machen, wie immer – rechtzeitig gegensteuern.

Dazu gehört, dass man vor allem viel zu Fuß geht. Alles, was man nicht benutzt, verkümmert. Wie kann man erwarten, im Alter noch flott unterwegs zu sein, wenn man bis zur Pensionierung alles mit dem Auto zurücklegt und am Wochenende auf der Couch sitzt?
Es gehört Balance dazu, also immer mal wieder auf einem Bein stehen, eine Minute sollte man das schon schaffen.
Und ganz wichtig, die Muskeln nicht verkümmern lassen, also Krafttraining. Für den aufrechten Gang brauchen wir eine starke Muskelschlinge aus Bauch und Rückenmuskeln, wir brauchen einen gut ausgebildeten Oberschenkelmuskel, um überhaupt mal aus einem tiefen Sessel aufstehen zu können (Sie kennen die Menschen, die dabei die Hände zum Abstützen brauchen, weil der Muskel keine Kraft hat?).
Wann sollte man anfangen? Gestern. Aber genau heute ist auch noch gut.
Denn:
Selbst das größte Problem hätte sich lösen lassen, solange es noch ein kleines Problem war.
Herzlichst
Dr. h.c. Gabriela Vonwald
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