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Social Health: Gemeinschaft ist Medizin

In den letzten Wochen war bei mir richtig viel los. Ein Termin jagte den nächsten: Patentreffen, Familienfeiern, Hochzeiten, Jubiläum im Reitverein – und obwohl ich mich über jeden einzelnen dieser Anlässe gefreut habe, habe ich mich zwischendurch ehrlich gesagt gefragt: Muss das jetzt schon wieder sein? Ich hatte ein wenig das Gefühl, von sozialen Verpflichtungen überrollt zu werden und bin froh, dass nun bis Weihnachten ein paar ruhigere Wochen vor mir liegen. Und trotzdem bin ich wahnsinnig dankbar für mein stabiles soziales Netz. Für Familie und Freunde, für die kleinen und großen Momente und Begegnungen, die verbinden und Halt geben.

Tatsächlich zeigen wissenschaftliche Studien heute sehr klar, dass stabile soziale Kontakte nicht nur unser Wohlbefinden steigern, sondern ganz konkret unsere Gesundheit verbessern können. Wer sich eingebunden fühlt, wer Teil einer Gemeinschaft ist, der lebt nachweislich länger – und gesünder. Denn Einsamkeit erhöht unser Stresslevel – sie ist einfach nicht artgerecht für das Herdentier Mensch. Diese Erkenntnis verändert, wie wir über Gesundheit denken. Denn Gesundheit bedeutet eben nicht nur, sich gesund zu ernähren, sich zu bewegen oder ausreichend zu schlafen. Gesundheit bedeutet auch, sich mit anderen verbunden zu fühlen.

Dabei ist soziale Gesundheit nicht an eine bestimmte Lebensphase gebunden. Sie ist mit zwanzig genauso wichtig wie mit achtzig. Gerade in der zweiten Lebenshälfte zeigt sich oft, wie sehr tragfähige Beziehungen den Unterschied machen. Deshalb ist mir unsere Ausbildung zum Seniorengesundheitstrainer auch so besonders wichtig. Es geht dabei nicht nur um körperliche und geistige Aktivierung, sondern vor allem auch um die soziale Dimension des Älterwerdens. Denn wer im Alter vereinsamt, verliert nicht nur Lebensfreude, sondern oft auch Gesundheit. Wir brauchen Begegnung, Austausch und Zugehörigkeit – ein Leben lang.

Dabei ist Gemeinschaft mehr als ein „nice to have“. Sie ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. In jungen Jahren passiert sie oft ganz selbstverständlich – in der Familie, mit Freundinnen, in der Schule oder am Arbeitsplatz. Doch mit der Zeit verändert sich vieles. Alte Kontakte brechen weg, neue entstehen nicht immer von allein. Gespräche werden kürzer, Begegnungen seltener. Als Erwachsene fällt es uns schwerer, Freundschaften zu schließen. Und irgendwann bemerkt man vielleicht, dass da eine Lücke entstanden ist, die sich nicht durch digitale Chats oder schnelle Nachrichten schließen lässt.

Umso wichtiger ist es, Beziehungen rechtzeitig aktiv zu pflegen. Nicht nur zu den Menschen, die uns bereits nahestehen, sondern auch zu denen, mit denen wir vielleicht gerade etwas Neues beginnen – zum Beispiel in einer Weiterbildung. Ich erlebe es in unseren Kursen immer wieder: Da entsteht etwas, das weit über reines Lernen hinausgeht. Da wird gefragt, gelacht, diskutiert, sich gegenseitig unterstützt. Und das ist kein Zufall – das ist gewollt. Denn unser Anspruch ist, dass Lernen wieder persönlich wird. Menschen lernen am besten von Menschen.

Unsere Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer sollen nicht nur Multiple-Choice-Fragen beantworten oder mit einer künstlichen Intelligenz „reden“. Sie sollen mit uns in echten Kontakt kommen. Wir sind als Menschen da, mit Zeit, Interesse und nicht nur einem, sondern gleich zwei offenen Ohren. Das macht einen riesigen Unterschied – und ist auch eine Form von sozialer Gesundheit. Denn in einer Umgebung, in der man sich gesehen, gehört und unterstützt fühlt, wird Lernen nicht nur effektiver, sondern auch erfüllender.

Ich lade euch daher ein, genauer hinzuschauen: Wo in meinem Leben wünsche ich mir mehr Verbindung? Mit wem könnte ich wieder bewusst in Kontakt treten? Und welche kleinen Schritte kann ich gehen, um meine soziale Gesundheit zu stärken?

Dabei geht es nicht um große Gesten oder spektakuläre Veränderungen. Manchmal reicht ein Anruf, ein Gespräch, ein Kompliment, eine Einladung zum Kaffee. Manchmal ist es der Moment, in dem man wirklich zuhört (ohne dazwischen aufs Smartphone zu schauen!), sich ehrlich austauscht oder einfach da ist. Solche Augenblicke haben mehr Wirkung, als man denkt.

Es geht dabei nicht um Quantität, sondern um Qualität. Nicht darum, möglichst viele Kontakte zu haben, sondern jene Beziehungen zu pflegen, die uns guttun, die ehrlich sind und auf Gegenseitigkeit beruhen. Das kostet manchmal Überwindung, manchmal Zeit – aber es lohnt sich. Für unser seelisches Gleichgewicht, für unser Wohlbefinden und auch für unsere körperliche Gesundheit.

Bleibt gesund, neugierig und verbunden!

Herzliche Grüße

Sarah Eidler