Was darf Lernen kosten?

Zurück nach einem Monat bei meinem Hilfsprojekt in Kenia stelle ich fest, dass bei uns im doch recht wohlhabenden Europa teilweise die gleiche Mentalität herrscht, die wir in Dritte-Welt-Ländern zurecht kritisieren. Der Glaube nämlich, dass es irgendwen geben muss, der mich versorgt, der mir etwas bezahlt, der mich durchs Leben trägt. Was wir in „meinem“ Hilfsprojekt (www.harambee.at) anders machen – wir unterstützen dich, erwarten aber auch Eigenleistung. Was kannst du selbst, beim Rest helfen wir. Was hast du schon versucht?

Und was hat das jetzt mit meinem Bildungsinstitut hier in Europa zu tun? Warum greife ich dieses Thema auf?

Ich hab ein Lebensmotto, das da heißt: „Lass niemals einen Traum am Geld scheitern. Wenn der Traum groß genug ist, kommt auch das Geld.“ Oder eine Möglichkeit tut sich auf. Daher habe ich ja den so genannten Sozialtarif eingeführt. Wenn mir jemand glaubhaft machen kann, dass er sich einen bestimmten Kurs, der aber sein Leben verändern würde, nicht leisten kann, dann gibts 50% Rabatt. Die Frage, die ich dabei aber immer stelle – schaffst du die verbleibenden 50%? Das wäre dann sozusagen die Eigenleistung, das Zeichen, ja, diese Ausbildung ist es mir wert.

Und dann bekomme ich nicht selten plötzlich von irgendwelchen anderen Förderstellen die Aufforderung, doch bitte für diesen oder jenen Kursbetrag (die 50% Rest eben) einen Kostenvoranschlag zu schicken, Frau X oder Herr Y hätten um Förderung angesucht. Und dies erinnert mich stark an die Anfangszeit meiner Tätigkeit in Afrika, als Eltern nicht nur bei uns um Schulgeld angesucht haben, sondern gleich auch noch bei einem Dutzend anderer Organisationen und teilweise doppelt kassiert haben.

Eigenleistung bedeutet nicht, ich suche solange alle Stellen ab, bis für mich nichts mehr übrig bleibt und wälze damit die Verantwortung für etwas, was ich haben möchte, auf den Rest der Menschheit ab.

Und dann stellt sich für mich immer die Frage – „Was genau ist dir deine Weiterbildung eigentlich Wert? Welche Opfer würdest du bringen, wenn es doch angeblich so in dir brennt?“

Menschen sind immer ganz erstaunt, wenn ich ihnen erzähle, dass ich für meine Ausbildungen teilweise Nebenjobs angenommen hab, Nachhilfe gegeben oder mich auf einen Flohmarkt gestellt. Einmal hab ich sogar mein Auto verkauft.

Wir zahlen hier in unserem Land nicht für Schulen oder Universitäten (etwas, wo mich meine kenianischen Freunde nur mit großen Augen anschauen. „Ihr seid aber doch ein reiches Land“.). Und nein, ich wünsche mir keine kenianischen Verhältnisse, wo sich eine ganze Familie verschuldet, um eins der Kinder an die Uni oder auch nur an die weiterführende Schule zu schicken. Oder wie in Amerika, dass jeder Uni-Abgänger (außer er ist super begabt) mit der Bürde eines Kredits in seine Berufstätigkeit startet. Aber wir reden bei solchen Ausbildungen, wie ich sie anbiete, zumeist von Beträgen unter 1.000,-

Was genau würdest du für deinen Traum tun?

Das Prinzip heißt, du gehst einen Schritt, ich gehe einen Schritt. Du bist zu diesem Schritt nicht bereit? Ich dann auch nicht. Und irgendwie kann man dieses Prinzip dann auf das ganze Leben übertragen. „Was bin ich selbst bereit zu geben, zu leisten, zu investieren, BEVOR ich um Hilfe bitte. Hab ich wirklich alles versucht?“

Beim Rest helfe ich sehr gern weiter.