Die Sache mit den Experten
Haben Sie sich mal die Mühe gemacht, mehrere Bücher und Artikel, sagen wir, zum Thema Ernährung zu lesen? Bestimmt haben Sie das. Dabei fällt auch dem Laien auf, dass es scheinbar nur noch Extreme gibt: Keine Kohlehydrate oder möglichst viele, Fett ist böse oder ein Wundermittel, kaum ein Lebensmittel, das nicht mal verteufelt und mal als ultimatives Heilmittel verkauft wird, Angst machen auf allen Ebenen ist die Devise. Und ebenfalls auffallend, in Zeitschriften schreibt offensichtlich ein Journalist vom anderen ab. Und wenn dann noch das Halbwissen von Dr. Google dazu kommt, wird es schier unerträglich.
Immer wieder werde ich auch von Kursabsolventen oder Teampartnern gefragt, „wir haben doch bei dir gelernt, dass…Jetzt hab ich dazu aber was anderes gelesen/im Internet gefunden, was stimmt denn jetzt?“ Oder – „mein Arzt ist da anderer Meinung, wem soll ich denn jetzt glauben?“ –
Ja, was soll man glauben. Überhaupt, wenn so genannte Experten oder Akademiker das irgendwo anders beschrieben haben. Die haben doch Recht, oder?
Vielleicht sollten wir uns zunächst einmal auf eine ganz ketzerische Erklärung einigen, dass nämlich wissenschaftliche Lehrmeinungen immer nur das Wissen ihrer Zeit darstellen. Auch die Erkenntnis, dass die Erde eine Scheibe sei oder die Sonne um unseren kleinen Planeten kreist, war mal Wissenschaft. Genauso wie – bleiben wir bei der Ernährung – dass Eier den Cholesterinspiegel heben, Kaffee dem Körper Wasser entzieht und Spinat sehr viel Eisen enthält. Bei all diesen „Tatsachen“ hätte übrigens ein wenig selbst denken schon alles als Schwindel entlarvt, stellen Sie sich einfach mal vor, jemand trinkt drei Tage nur Kaffee, und man würde ihn dann völlig verdurstet an seinem Schreibtisch vorfinden. Bis sich solche vom gesunden Menschenverstand erkannten Dinge bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung herum gesprochen haben, dauert es übrigens in Schnitt zwischen 3 und 5 Jahren.
Was ich daher in meinen Ausbildungen immer versuche ist, meinen Kursteilnehmern das selbst Denken zu vermitteln. Lest ruhig mehrere Bücher oder Artikel, googlet alles Mögliche. Aber dann muss etwas kommen, was wir in unserer heutigen Zeit leider oft verlernt haben: Sich selbst eine Meinung bilden, kritisch sein, nachdenken, kann das wirklich stimmen. Vor allem auch, welche Interessen stecken dahinter, wer profitiert davon, wer hat eine bestimmte Studie bezahlt, wie viele Personen wurden getestet usw. Und sich nicht scheuen, dann aufzustehen und laut zu rufen, „Der Kaiser ist vollkommen nackt“. (Ich hoffe, Sie alle kennen noch das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern, wenn nicht, das zu lesen zahlt sich wirklich aus.)
Auch unsere Kunden interessieren sich nicht für weitere halb-wisschenschaftliche Erkenntnisse. Sie wollen jemanden, der sie anleitet, ihnen hilft, im Alltag halbwegs gut über die Runden zu kommen. Problemlöser vielleicht aber nicht mit erhobenem Zeigefinger. Mit anderen Worten, sie wollen eine Persönlichkeit und nicht nur einen Papagei, der alles nachplappert, was gerade so in den Medien vorbei schwimmt und morgen schon wieder ganz anders sein kann.
Und wem das nicht gut gelingt, dem empfehle ich auch in meinen Kursen folgenden Raster bei jeder neuen Lehrmeinung:
- Hätten es unsere Vorfahren so gemacht (mal die Oma fragen)
- Machen es heute lebende Völker so, die vielleicht noch etwas näher an der Natur sind?
- Machen Tiere es so (nicht die überzüchteten Haustiere, sondern möglichst solche, die noch irgendwo draußen frei herum laufen)
- Machen es Kinder so, wenn man sie lässt
Und bei Ernährung noch ein einfacher Tipp:
Vorsicht bei allem, was in Plastik verpackt ist, was quadratisch ist, was mehr als 5 Inhaltsstoffe hat und darunter einen Namen, den ein Volksschulkind nicht aussprechen kann.
Darf man das nie essen? Blödsinn! Mach es zu 80% richtig und dann leiste dir 20% einfach mal nur Genuss. Süß, fettig, ungesund, aber gut für die Seele. Und sicher gibts da auch irgendwelche Experten, die das so sehen.