Man riecht den Herbst und die Tage werden deutlich kürzer. Es ist noch warm, fast könnte man vergessen, dass sich der Sommer verabschiedet, aber abends und in der Früh ist es doch schon wirklich frisch. Und ich sehe ganz viele Menschen, die schon richtig dicke Jacken tragen.

Nun ist das Kälteempfinden von Menschen natürlich unterschiedlich ausgeprägt. Dennoch – früher als Kind hieß es immer, wenn man sich schon im Oktober warm angezogen hat – „Was willst du dann tragen, wenn es kalt wird?“ – Und umgekehrt genauso, ich sehe Menschen, die beim ersten warmen Sonnenstrahl im Frühling alles abwerfen wie ein Vogel in der Mauser. Hier war meine Mutter früher sehr streng und ich durfte die ungeliebten kratzenden Strumpfhosen erst gegen Kniestrümpfe eintauschen, wenn es wirklich mehr als nur ein paar Tage warm war.

Weder meine Oma noch meine Mutter hatten irgendeine Ahnung von TCM (meine Oma war aber das, was man auch eine Kräutertante nennt, also sehr bewandert in Naturheilkunde). Denn die TCM sagt uns genau das. Im Herbst nicht zu früh zu warm anziehen, lieber mal ein kleines bisschen frieren. Schließlich hat der Körper noch die gespeicherte Hitze des Sommers. Im Frühling konnte er aber nicht speichern, wer sich jetzt zu schnell nackig macht, riskiert es, krank zu werden und sich davon lange nicht zu erholen.

In der Kneipp-Therapie kennen wir das ähnlich auch in der Wasseranwendung. Es gibt zwei Möglichkeiten, den Körper zu erwärmen, passiv und aktiv.

Passive bedeutet – warme Dusche, Sauna, warme Bäder, Decke, Wärmflasche. Das alles empfiehlt man nur für geschwächte Menschen. Aktiv dagegen heißt, man gibt dem Körper einen Kältereiz und sorgt somit dafür, dass er alle System hochfährt, um praktisch als Gegenmaßnahme Wärme selbst zu erzeugen, ein großer Unterschied. Kälte ist übrigens alles, was deutlich ein paar Grad unter Körpertemperatur angesiedelt ist, es müssen also keine Eiswürfel aus der Dusche kommen.

Nach dem Sommer ist der Organismus gestärkt und bereit für aktive Wärmeerzeugung, er darf also einw enig frieren, das erhöht die Widerstandskraft. Nach einem langen kalten Winter dagegen, behandeln wir ihn wie einen Kranken in der Rekonvaleszenz und geben ihm etwas länger Wärme.