Laktoseintoleranz
Haben Sie auch ein Problem mit Milch? Und glauben Sie, Sie seien deshalb krank und behandlungsbedürftig?
Milch besteht neben rund 87% Wasser aus 13% Trockenmasse. Davon entfallen 3,5% auf Eiweiß, 4% auf Fett, 0,7% auf andere Substanzen wie Mineralstoffe, Hormone, Antibiotika usw. und 4,8% aus Zucker, eben dem Milchzucker.
Milchzucker ist ein sandig aussehender Zucker, der früher auch so genannt wurde, Sandzucker. Ein Zweifachzucker, zusammengesetzt aus Glucose = Traubenzucker und Galaktose = Schleimzucker. Um diesen Zweifachzucker in eben diese beiden Bestandteile zu zerlegen, denn nur dann kann die Darmschleimhaut beide durchlassen, braucht es ein Enzym, die Laktase. Solange nun ein Säugetier und damit auch der Mensch gestillt wird, stellt der Organismus ausreichend Laktase her. Nach dem Abstillen wird die Produktion langsam eingestellt, so dass spätestens ab dem Erwachsenenalter Milchzucker nicht mehr aufgespalten und damit in die Zellen transportiert werden kann. Er wird im Darm weiter befördert, was die Darmschleimhaut nicht sehr schätzt. Sie reagiert mit Blähungen, Übelkeit, Durchfall, Krämpfen.
Milchzucker nicht zu vertragen ist daher das Normale!! „Krank“ sind im Grunde genommen diejenigen, die keine Beschwerden bekommen. Hier greifen verschiedene Mechanismen der Evolution. Menschen, die schon sehr lange Viehzucht betreiben, also seit vielen Generationen auch immer wieder Kuhmilch trinken, haben irgendwann eine Mutation entwickelt, die das Enzym Laktase noch bis ins hohe Erwachsenenalter hinein bilden lässt.
Jetzt finden wir Milchzucker leider heute nicht nur in echter Milch, sondern es wird vielen anderen Nahrungsmitteln zugesetzt, teilweise solchen, wo man es nie vermuten sollte. Und dies ist dann neben dem ohnehin schon recht beträchtlichen Milchkonsum für die meisten Menschen einfach zu viel. Warum wird überhaupt Produkten Milchzucker beigefügt?
Dies geschieht über Molke- und/oder Milchpulver. Laktose süßt nur schwach, daher kann man es geschmacklich unbemerkt als Füllstoff einbringen. Und es bindet Wasser. Viel Wasser. Wenn ich also ein Produkt billig auffüllen möchte, gebe ich zuerst Milchzucker in Form von Molkepulver dazu, zum Beispiel auch zu all den fertigen Joghurt- oder Milchprodukten im Kühlregal, danach kann ich vom Konsumenten unbemerkt mit Wasser strecken. Auch in Tiefkühlgemüse, Backwaren, Saucen und Fertiggerichten finden wir daher Laktose. Und sogar in Fleisch, dem ich danach noch ein bisschen Wasser nachspritzen kann.
Und weil Laktose auch noch gut Aromen bindet, finden wir ihn sogar in Gewürzmischungen und in Kaffeepulver.
Sogar McDonalds musste 2006 zugeben, dass seine Pommes Molkepulver enthalten.
Nicht immer steht nun auf der Verpackung Milchzucker oben, muss auch nicht. Manchmal finden wir „Trockenmilcherzeugnis“, „Molkepulver“ oder „Milcheiweiß“ auf dem Etikett. Laut neuer EU-Richtlinie sollte das zwar jetzt immer gekennzeichnet werden, aber – nur auf Nicht-Milchprodukten. Fruchtzwerge, Kinderpudding und jeder normale Joghurt darf auch weiterhin mit zusätzlicher Laktose gefüllt werden.
Aber für die Laktoseunverträglichkeit hat die Industrie ja auch schon wieder etwas auf den Markt gebracht. Nicht, dass man einem Menschen, dem sein Körper richtigerweise zu verstehen gibt, Finger weg von Milch, tut dir nicht gut, gratulieren kann, nein, man verkauft ihm jetzt „Laktose freie Milch“. Nur – es stimmt nicht. Da ist immer noch der gleiche Milchzucker drin, nur wurde dem Produkt vorher das Enzym Laktase zugesetzt, sodass die Spaltung, die eigentlich erst im Darm erledigt werden sollte, jetzt schon in der Milchflasche erfolgt. Daher auch der süße Geschmack. Auf keinen Fall geeignet ist daher „L-free Milch“ zum Abnehmen, weil man glaubt, man könne sich so den Zucker einsparen. Und selbst in solch einem Produkt findet man immer noch ein wenig Laktose, denn ganz spalten kann man nicht alles. Nicht wundern also, wenn Sie trotzdem kein Glas Milch auf Ex trinken können – Sie sind vollkommen normal, die Natur hat das nicht für Sie vorgesehen.
Interessant schließlich auch, wie die Propaganda Anfang des 20. Jahrhunderts die Milch und das Milch trinken beworben hat, denn vorher kannte man Milch eher nur als Butter: Man wollte damit das Proletariat vom Alkohol weg bekommen, vor allem vom Bier.