Und die Seele?

Wie sehe ich mich?In den letzten beiden Beiträgen ging es um unser Immunsystem und ich hab Ihnen versprochen, auch die seelische Komponente dahinter zu beleuchten – ohne Anspruch auf Vollständigkeit natürlich und mehr als Diskussionsgrundlage und für ganz persönliche Überlegungen. Bei meinen Kunden sage ich immer: „Sie müssen meine Fragen nicht unbedingt mir beantworten, beantworten Sie sie aber für sich selbst.“ Wiederholen wir kurz die beiden „Fehler“ im System:

Einmal lässt unser Körper alles herein, hat also keinen Schutz und kann sich nicht abgrenzen gegen fremde Einflüsse. Ein andermal bekämpft er alles Fremde, schottet sich ab, will in seiner Einsiedelei nicht gestört werden und wittert überall Gefahr.

Gerade bei Allergien und Unverträglichkeiten hat man es oft mit sehr offenen liebevollen Menschen zu tun, denen Abgrenzung und das berühmte gesunde „Nein“ sehr schwer fällt. Man will niemanden verletzen und verletzt daher lieber sich selbst. Da man es im richtigen Leben nicht schafft, Grenzen zu setzen, eine Tür zu schließen, vielleicht Freunde, die einem nicht gut tun, auszusortieren, erledigt der Körper für uns diese Aufgabe, er macht uns überempfindlich für alles und jedes.

An eine starke seelische Komponente sollte man vor allem immer dann denken, wenn ein Mensch mehr als eine Allergie oder Unverträglichkeit hat. Zeigen sich die Symptome der Allergie vor allem an der Haut oder an anderen Eingangspforten des Körpers (Nase, Augen, Rachen), so ist dies ein weiterer Hinweis darauf, dass man sich einfach „dicht“ machen möchte.

Ganz oft sind Allergiker auch Suchende, die sich nicht für eine Sache, einen Menschen, einen Weg entscheiden können, viele Informationen brauchen und sammeln, immer irgendwie zerrissen sind und zwischen zwei Stühlen sitzen. Auch hier entscheidet dann stellvertretend der Körper nach dem Motto, na gut, dann sage ich dir eben durch Unverträglichkeit, was du essen, trinken, dir auf die Haut schmieren sollst. Diese Menschen sind dann oft gar nicht so böse über ihre Erkrankung, wenigstens müssen sie nicht mehr ständig Entscheidungen treffen, der Körper lässt einfach nur noch bestimmte Dinge zu.

Freiheit, vor allem die unbegrenzte Freiheit, sich für oder gegen etwas zu entscheiden, kann sehr anstrengend sein. Man sagt ja, Allergien seien deshalb heute so auf dem Vormarsch, weil wir so viele neue Giftstoffe in unserer Umwelt haben, vor allem auch im Essen. Natürlich ist dies nicht einfach vom Tisch zu wischen, aber diese Umwelt haben alle gleichermaßen. Trotzdem entwickelt nicht jeder eine Allergie. Das Böse nicht ins Leben zu lassen, Entscheidungen hinaus zu schieben oder anderen zu überlassen, hat in unserer heutigen Zeit auch damit zu tun, dass wir noch niemals zuvor so viele Wahlmöglichkeiten hatten. 30 Sorten Shampoo, 20 verschiedene Tiefkühlpizzen, Urlaubskataloge, für die man Wochen zum Durcharbeiten braucht, das alles hatten unsere Vorfahren nicht.

Etwas nicht zu vertragen schützt also. Grenzt die Wahlmöglichkeiten ein und gibt dadurch Sicherheit.

Das alles lernt man übrigens auch im Kurs „Dipl. Gesundheitscoach“, denn da gibts auch ein Kapitel psychosomatische Grundlagen.