Erlernte Hilflosigkeit
Es fällt auf, dass Menschen, die ausreichend Kontrolle über ihre Tätigkeiten, ihren Beruf, ihre Zukunft haben, scheinbar weniger anfällig sind für Burnout als Menschen, die weitgehend fremdbestimmt sind, keinen Einfluss haben auf das was sie tun, wann sie es tun und wo sie in Zukunft stehen werden. Diese Beobachtung ist nicht neu. Beeindruckend ist aber, dass man sich auch mental hilflos fühlen kann, auch wenn die äußeren Umstände dies gar nicht bestätigen.
Hilflosigkeit kann man auch erlernen, wie Versuche des Psychologen Seligman zeigen. Seligman spricht hier von „Erlernter Hilflosigkeit“.
Folgender Versuch beschreibt dieses Phänomen:
Wurden Hunde Schocks ausgesetzt, die sie nicht vermeiden konnten, und anschließend in eine Versuchsanordnung gebracht, wo sie dem Schock leicht entgehen hätten können, gelang dies den Hunden nicht. Hunde der Kontrollgruppe dagegen, die diese negative hilflose Erfahrung nicht gemacht hatten, lernten schnell, wo der Ausgang war und wie sie der Situation entgehen konnten.
Auch auf Menschen ließ sich dieser Versuch übertragen:
Man ließ Probanden Aufgaben lösen, während man sie in unregelmäßigen Abständen mit unangenehmen Tönen beschallte. Der ersten Gruppe (A) wurde gesagt, dass sie durch Druck auf einen Knopf jederzeit dieses Geräusch abstellen könnten, was sie auch taten. Den beiden anderen Gruppen (B und C) wurde ein Knopf montiert, der aber in Wahrheit wirkungslos war, allerdings wurde Gruppe B gesagt, sie könnten das Geräusch abstellen, es sei aber nicht erwünscht. Die Gruppe A hatte also tatsächlich Kontrolle über den Stressor Lärm, die Gruppe B glaubte, Kontrolle zu haben, die Gruppe C hatte keine Kontrolle und wusste das auch.
Ergebnis: Die Probanden der Gruppe C gaben bei den Aufgaben schnell auf, machten viele Fehler und empfanden den Lärm als extrem störend. Die Probanden der Gruppen A und B dagegen schnitten gleich gut ab, gaben nicht auf, lösten die Aufgaben besser und empfanden den Lärm zwar nicht als wunderbar, aber auch nicht als echte Belastung.
Fazit: Menschen, die eine Situation kontrollieren können ODER es auch nur glauben, sind belastbarer und empfinden eine stressige Situation als weniger bedrohlich, als wenn sie dieser vermeintlich hilflos ausgesetzt sind.
UND: Diese Hilflosigkeit ist scheinbar erlernbar, das heißt:
Wer die Erfahrung der Hilflosigkeit macht, fühlt sich auch dann hilflos, wenn er es eigentlich nicht ist oder sein müsste.
Und was hat das mit einer Ausbildung bei uns zu tun (außer dass dieser Text Teil der Ausbildung zum Dipl. Burnoutcoach ist) ? Wer einen zweiten Beruf erlernt hat, fühlt sich weniger Hilflos. Es gbit noch eine Möglichkeit, man muss sich nicht alles gefallen lassen. Das macht stark und das strahlt man aus. Und wird so auch weniger leicht Opfer von Mobbing.